Aaron und seine Söhne

 

gekürzt nach CvViebahn

 

 

 

 

 

3 Mose Kap. 8

 

 

 

Die Söhne Aarons sind, wie wir schon bemerkten, ein Vorbild auf alle wahren Gläubigen als Priester Gottes. Gott hat für alle, die in lebendigem Glauben die große Rettung in Jesus und Seinem vollendeten Opfer ergriffen haben, eine völlig neue Stellung bereit; ja ,Er sieht sie vom Augenblick ihrer Bekehrung an schon in diese herrliche neue Stellung eingesetzt:Jetzt aber, in Christo Jesu, seid ihr, die ihr einst ferne waret, durch das Blut Christi n a h e geworden.“ (Eph. 2,13) „Einst waret ihr Finsternis , jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn.“ (Eph. 5,8) Und Gott will, dass der Bekehrte nun auch mit dem Herzen und voll Verständnis im Glauben seine neue Stellung in Christo einnehme und sich in derselben vor dem Angesicht Gottes erfreue! Zu diesem Zweck ist der Heilige Geist herniedergekommen, um alle Glaubenden mit ihrem herrlichen Teil bekannt zu machen und einzuführen in die reichen Segnungen,.die Jesus ihnen am Kreuz erworben hat und die sie nun in Ihm, dem auferstandenen,gekrönten Heiland, besitzen. Schon zu dem Volk Israel sprach Gott nach ihrer Erlösung aus Ägypten: „Ihr sollt Mir ein Königreich von Priestern . . . sein ! “ (2.Mose 19,6), doch das Volk hat diese Stellung nie praktisch nach den Gedanken Gottes eingenommen. Nun aber, nachdem Christus durch Sein teures Blut den Weg in die Gegenwart Gottes für uns gebahnt und uns passend gemacht hat zum Eintritt in das Heiligtum, spricht der Heilige Geist zu allen Erlösten:Ihr seid. . . ein geistliches Haus , ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum!“ (1. Petr. 2,5)

 

 

 

Welch einen tiefen Eindruck muss es auf die Söhne Aarons gemacht haben, dass solche Opfer nötig waren, um sie zu ihrem Dienste zu heiligen! – Zuerst wurde ein Farre als S ü n d o p f e r geschlachtet. Die Priester mussten ihre Hände auf den Farren legen, und so wurde ihre Sünde auf das Opfer übertragen. Der junge Stier sühnte die geschehene Sünde und das beseitigte die Sünde vor Gott. Von dem Blut des Farren wurde an die Hörner des Altars getan. Am ehernen Altar wurde ja die Frage der Sünde erhoben, aber durch das Opfer auch zur beseitigt. Gott war nicht mehr der Anklagende, nein, er war sogar verherrlicht. Nun sprach die ganze Kraft (die Hörner sind ein Bild der Kraft) des Altars sogar für die Söhne Aarons! Alles übrig gebliebene Blut wurde am Fuß des Altars ausgeschüttet, denn Gott allein hat Anspruch auf das Leben.

 

 

 

Das Fett des Sündopfers wurde JHWH zum lieblichen Geruch geräuchert; es deutet hin auf die inneren Kräfte und Tugenden Christi, die Er völlig Gott weihte – Er, der Sündlose , der für uns am Kreuz zur Sünde gemacht wurde! – Das Fleisch des Sündopfers wurde außerhalb des Lagers verbrannt. Heute ist die geschene Sünde in dem Opfertod Christi aus der Gegenwart Gottes weggetragen und durch das Feuer des Gerichts verzehrt worden:Soweit der Osten ist vom Westen, hat Er von uns entfernt unsere Übertretungen“ (Ps.103,12; vergl. Joh. 1,29). Frage: Ist auch d e i n e Sünde schon von dir entfernt und weggetan worden durch Jesus, das Lamm Gottes? Und bist auch du schon Gott nahegebracht durch Sein Blut? Kannst Du Gott danken und dienen im Heiligtum?

 

 

 

Aus 2. Mose 30,30 und besonders aus 2. Mose 40,15 sehen wir klar, was hier nicht besonders berichtet ist: nicht nur Blut, sondern auch das Öl macht einen Priester! Nachdem Ohr, Hand und Fuß der Söhne Aarons mit Blut benetzt worden war, wurden sie auch mit Öl gesalbt, gleichwie A a r o n zuvor gesalbt worden war durch Ausgießen des „heiligen Öles" auf sein Haupt. Heute: Jeder wahre Gläubige besitzt als Priester Gottes „die Salbung von dem Heiligen“, auch schon die „Kindlein in Christo“, d. h. die Neubekehrten (1. Joh. 2,20) „Ihr habt einen Geist der Sohnschaft empfangen, in welchem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst zeugt mit unseremGeiste, dass wir Kinder Gottes sind“. (Röm. 8,15.16) An der Wirkung und Leitung des Geistes Gottes dürfen und sollen wir uns in unserem Leben und täglichen Wandel als Kinder Gottes zu erkennen geben: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden,diese sind Söhne Gottes . . . Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein!“ (Röm. 8,9.14) – Von den Söhnen Aarons heißt es:Ihre Salbung soll geschehen, um ihnen zu einem ewigen Priestertum zu sein bei ihren Geschlechtern . “ (2. Mose 40,15) So sind auch die wahren Gläubigen auf ewig mit dem Heiligen Geist gesalbt (2. Kor. 1,21.22), um Gott zu dienen und Ihn anzubeten, indem sie Ihm „geistliche Schlachtopfer darbringen“, die Ihm „wohl annehmlich sind durch Jesum Christum“ – die „Opfer des Lobes“, die „Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen“ und preisen! (Hebr. 13,15; 1. Petr. 2,5) Lasst uns denn auch heute Den preisen, „ der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blute und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater : Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter ! Amen “(Offb. 1,6)

 

 

 

Der „achte Tag“ war für die Priester der Tag der Vollendung der Weihe.

 

So wird bald für die Erlösten der Jetztzeit, die Priester Gottes, die im Geiste „verborgen sind mit Christo in Gott“, der Tag ihres herrlichen Offenbarwerdens mit ihrem Haupte kommen. (1. Petr. 4,13b; Kol. 3,4; 2. Thess. 1,7.10; 1. Joh. 3,2b; Offb. 20,6) – An diesem achten Tage wird Aaron vor allem als der Hohepriester des Volkes gesehen. Die Söhne Aarons werden hier kaum erwähnt; ihre Weihe ist vollendet und sie stehen nun in dem vollen und bleibenden Genuss ihrer hohen Stellung und Segnung. – Aaron bringt zunächst für sich selbst ein Sündopfer und ein Brandopfer dar. Hierin steht er im Gegensatz zu seinem großen Gegenbilde, dem Herrn Jesus, welcher „nicht nötig hatte“, wie die Hohenpriester des Alten Bundes, „zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen“. Das Volk wird dann angewiesen:Nehmet einen Ziegenbock zum Sündopfer “ u.s.w. Wenn der Herr Jesus vom Himmel her durch Seinen Heiligen Geist Sich mit dem Volke Israel in der Drangsalszeit von neuem in Verbindung setzen wird,dann wird Er sie vor allem zum gläubigen Ergreifen Seines auch für sie geschehenen Opfers von Golgatha führen ! Sie werden ein tiefes Empfinden,über ihre Sünden bekommen und ein in Buße zerknirschtes Herz zeigen. (Lies Sach.12,10) Und wie hier „die Herrlichkeit Jehovas dem Volke erschien“, so wird es dann der Fall sein:Die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird sie sehen!“ (Jes. 40,5; vergl. 60,1.2)

 

 

 

Kaum waren Aaron und seine Söhne zum heiligen Dienste geweiht, so trat auch der Verfall des Priestertums ein. Nadab und Abihu waren schon früher gewürdigt worden, mit Mose und Aaron und den siebzig Ältesten eine herrliche Offenbarung Gottes zu schauen am Berge Sinai. (2. Mose 24,9 – 11) Doch keine besondere Gnadenoffenbarung Gottes bildet an sich eine Sicherheit gegen späteren Fall! Nur heilige Furcht, die sich die göttliche Bewahrung zunutze macht, kann uns vor dem Hochmut behüten, welchem stets ein Fallen in die Sünde folgen muss! Diese heilige Furcht war Nadab und Abihu verloren gegangen, und so zogen sie sich durch Ungehorsam und eigenwilliges Handeln Gottes Gericht zu. Gott hatte angeordnet, dass das Feuer zum Rauchwerk stets vom Brandopferaltar genommen werde. (4.Mose 16,46; vergl. 3. Mose 6,2) Nadab und Abihu jedoch nahmen anderes Feuer. – Das Räuchern war neben dem Darbringen der Opfer das besondere und ausschließliche Vorrecht der geweihten Priester. (5. Mose 33,10; 1. Chron. 23,13; 2. Chron. 26,18) Dasselbe ist ein deutliches Bild von der Anbetung, welche nur der zu Gottes Dienst geheiligte Gläubige Gott darbringen kann. (Phil. 3,3; Joh. 4,23.24) Zu diesem Priestertum ist jeder wahre Christ berufen! Das vom ehernen Altar genommene Feuer ist ein Hinweis auf den Heiligen Geist , der unsere Herzen stets in Verbindung mit Jesus und Seinem vollbrachten Opfer erhalten will. Doch wie gar leicht treten bei dem Gläubigen das Fleisch und die natürlichen frommen Gefühle an die Stelle des Geistes und Seiner heiligen Glut ! Dann kann Gott unsere Anbetung nicht mehr wohlgefällig annehmen. Ja, Sein Gericht trifft früher oder später in irgend einer Weise alle diejenigen, welche wissentlich die klaren Anweisungen Seines Wortes missachtet und einen eigenwilligen Gottesdienst geübt haben!

 

 

 

Es gibt da noch einen Gedanken, der vielleicht manchen traurig macht. Dasselbe „Feuer von JHWH“, welches kurz zuvor unter dem Jauchzen des Volkes das Brandopfer zum Wohlgefallen für sie verzehrt hatte, verzehrte nun plötzlich im Gericht die beiden Söhne Aarons , so dass sie starben (wörtlich sie starben vor JHWH). Könnte das ein Hinweis sein, dass man das Heil verlieren kann? Nein. Es ist eine ernste Lehre für die Gläubigen in der Zeit des neuen Bundes, denn es heißt: „ Auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr. 12,29; vergl. Ps. 89,7). Stellt dies in irgendeiner Weise die ewig gültige Errettung und Sicherstellung aller Glaubenden durch Christus in Frage? In keiner Weise.
Gottes Heiligkeit steht ja in keinem Widerspruch zu Seiner herrlichen Gnade – sie ist vielmehr unzertrennlich mit ihr verbunden. Die Sünde jedoch steht im Widerspruch mit dieser Gnade! Gerade weil die Erlösten für ewig geheiligt worden s i n d ( und es auch bleiben ), kann Gott das Übermaß an Unheiligkeit, Ungehorsam und Sünde in keiner Weise an ihnen dulden. Und wenn wir uns nicht durch Sein Wort strafen und praktisch heiligen lassen, dann übt Er Sein heiliges Gericht in der Jetztzeit auch an Seinem Volke im Neuen Bund! Doch nicht zur Verdammnis und zum ewigen Verderben, sondern im ernstesten Züchtigungsfall – im Fall der vorzeitigen Hinwegnahme durch den Tod – tut Er es, „auf dass der Geist errettet werde am Tage des Herrn Jesu! “ (1. Kor. 5,5). Dies bedeutet in Summe, dass der Verlust an Lohn nicht noch weiter zunehme! Wir wissen doch, dass wir vor dem Preisrichterstuhl Christi Lohn empfangen sollen! Und auch nach dem Preisrichterstuhl Christi wird nichts das Glück des Geretteten trüben können. Sonst würde sich manch einer in der Ewigkeit noch ärgern über das, was er zeitlebens auf der Erde versäumt hat. Und auch die Söhne Aarons werden in der Ewigkeit nicht unglücklich sein, dass sie im Gericht Gottes umgekommen sind. Nein, sie werden glücklich sein und Gott für alles danken.

 

 

 

Welch eine furchtbare Erschütterung muss es für Aaron gewesen sein, seine beiden ältesten Söhne so plötzlich dahingerafft zu sehen an heiliger Stätte! Mose tritt zu ihm, um ihm Aufschluss zu geben über die tiefernste Handlungsweise Gottes,welcher spricht:In denen, die Mir nahen, will Ich geheiligt, und vor dem ganzen Volke will Ich verherrlicht werden. “Gott hat uns erlöst und zu Sich gebracht, damit wir Seine Ehre vor der Welt vertreten und mit unserem ganzen Wesen und Wandel den Menschen, die Ihn nicht kennen, Seine Tugenden verkündigen :Dieses Volk, das Ich Mir gebildet habe, sie sollen Meinen Ruhm erzählen! “ (Jes. 43,21; vergl. Matth. 5,14 – 16; 1. Petr. 2,9b) – Von Israel sprach Gott einst: „Gleichwie der Gürtel sich an die Lenden eines Mannes anschließt so habe Ich das ganze Haus Israel . . . an Mich geschlossen, spricht Jehova, damit sie Mir zum Volk und zum Namen und zum Ruhm und zum Schmuck seien! “ (Jer. 13,11) Solche Worte sind für die Kinder Gottes unserer Tage von großer Bedeutung, damit sie den Zweck ihres Daseins und die Höhe ihrer Berufung der armen, gottentfremdeten Welt gegenüber lebendig erfassen! Wenn Gott nicht durch Seine Erlösten dargestellt, geehrt und geheiligt wird in dieser Welt, durch wen soll es dann geschehen? Lebe ich als Kind Gottes nicht zur Ehre Gottes, so darf ich mich nicht wundern, wenn Er züchtigend und strafend eingreift! –JHWH regiert , Er hat Sich bekleidet mit Hoheit! . . . Deinem Hause geziemt Heiligkeit, o Herr, auf immerdar. “ (Ps. 93,1.5)

 

 

 

Aaron, Eleasar und Ithamar durften als Priester Jehovas sich nicht wie andere ihrem natürlichen Schmerz rückhaltlos hingeben, denn das hätte sie für die Verrichtung ihrer heiligen Obliegenheiten unfähig gemacht und Zorn über die ganze Gemeinde gebracht; sie waren nicht mehr für sich selbst da, sondern für Gott und für andere! (Vergl. Hes. 24,15 –18) – Die Leichname Nadabs und Abihus waren in ihrer eben erst angelegten Priesterkleidung außerhalb des Lagers gebracht worden; Aaron und seine jüngeren Söhne jedoch sollten den Bereich des Heiligtums nicht verlassen. – Sollen die Gläubigen, die Priester Gottes, Schmerz und Not, Verlust und Tod ihrer Lieben nicht fühlen?

 

 

 

Ganz gewiss. Jesus Selbst hat geweint am Grabe Seines Freundes Lazarus. Aber wir sollen nicht trauern,wie die übrigen , die keine Hoffnung haben “ , sondern wir sind berufen, alle Ereignisse, auch die schmerzlichsten in unserem Leben, im Lichte der heiligen Gegenwart Gottes anzusehen und in Gemeinschaft mit Ihm zu empfinden. Wenn wir, die Gläubigen, uns unserem Schmerz hingeben, wie es der natürliche Mensch tut, so verlieren wir den Trost und die Kraft Seiner Gemeinschaft und werden unfähig für den Dienst und die wichtigen Aufgaben, die Gott uns an anderen gegeben hat. Das ist in unseren Tagen, da erst der große Krieg und nun die schwere Nachkriegszeit so viele tiefe Wunden geschlagen hat, besonders beachtenswert für alle Kinder Gottes!Das Öl der Salbung des Herrn ist auf euch! “ das wollen wir nie vergessen, weder in Freude noch im Leid. – Das ganze Haus Israel aber sollted i e s e n B r a n d b e w e i n e n, den der Herr an gerichtet hatte “. Wenn Gott züchtigend eingreift bei unseren Mitmenschen oder unter den Gläubigen, dann sollen wir „weinen mit den Weinenden“ und es soll heißen wie bei dem plötzlichen Gericht an Ananias und Sapphira: „Es kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, welche dies hörten“. (Apg. 5,11) –Wer sollte nicht Dich, Herr, fürchten und Deinen Namen verherrlichen? denn Du allein bist heilig . . . Deine gerechten Taten sind offenbar geworden!“ (Offb. 15,4)

 

 

 

Durch Gottes erschütterndes Strafgericht an Nadab und Abihu waren Aaron und seine beiden übriggebliebenen Söhne mit Recht tief ergriffen. Es bedurfte daher einer besonderen Aufforderung Moses, des Stellvertreters Gottes, um sie zur ferneren Ausübung ihrer priesterlichen Vorrechte zu ermuntern. Es gehört viel Gnade von Gott dazu, den erhabenen göttlichen Standpunkt, auf den wir alsG o t t e s A u s e r w ä h l t e, H e i l i g e u n d G e l i e b t e “ gestellt worden sind, festzuhalten, wenn menschliche Fehler und Verirrungen in heiligen Dingen vorgekommen sind! So fürchtete sich einst David – an dem Tage, da der Herr Ussa mit dem Tode schlug, weil er seine Hand nach der Bundeslade ausgestreckt hatte – dieselbe noch, wie beabsichtigt, nach Jerusalem zu bringen, und durch diese Furcht ging er lange Zeit großen Segens verlustig, den Gott ihm zugedacht hatte! (1. Chron. 13,9 – 14) Aaron, Eleasar uud Ithamar sollten trotz alles Geschehens das Speisopfer an heiliger Stätte genießen; trotz der Sünde Nadabs und Abihus war ihr Platz im Heiligtum , und alle, die sich dort befanden, hattenihr bestimmtes “, ihr gesegnetes Teil nach Gottes Anordnung. Sollten sie, die Übriggebliebenen, darben, weil Nadab und Abihu fremdes Feuer dargebracht hatten? – So fürchten sich heute manche Geliebte des Herrn, im Glauben alle ihnen von Gott angesprochenen Segnungen in Anspruch zu nehmen und in deren Genuss einzutreten, weil sie sehen, wie andere durch geistlichen Hochmut zu Fall gekommen sind! Wollen wir nicht viel mehr uns „mit Demut fest umhüllen“ lassen, um in unseren hohen Vorrechten wandeln zu können zur Ehre Gottes und uns vor Seinem Angesicht Seiner reichen Segnungen zu freuen?

 

 

 

Während die Speisopfer (Vers 12 und 13) ein H o c h h e i l i g e s waren, wovon nur die männlichen Glieder der priesterlichen Familie an heiligem Orte, d. h. Im Vorhof der Stiftshütte, essen durften, waren die Friedensopfer Gemeinschaftsopfer im weiteren Sinn. Hier waren die Friedensopfer ein Widder und ein Stier, die Bilder der völligen Hingebung und der Kraft, mit welcher der Herr Jesus Sich Selbst am Kreuz zum Opfer gab! Die Brust und der Schenkel dieser Friedensopfer sollten wohl mit den übrigen Teilen vor dem Altar des Herrn „gewebt“, d. h. feierlich auf den Armen hin und her geschwenkt werden; dann aber kamen sie der ganzen priesterlichen Familie zu, auch den Frauen und Töchtern, und durften zu Hause gegessen werden.1Allerdings musste auch das Heim der Söhne und Töchter Aarons einen priesterlichen Charakter tragen: Gott erwartete und verlangte, dass das Haus Seiner Priester einreiner Ort“ sei. Sollte Er heute anders denken im Blick auf Seine Priester, die Gläubigen, auf ihre Häuser und ihr Familienleben? In dieser unreinen, dunklen, durch die Sünde vergifteten Weltatmosphäre stellt Er in Seiner herrlichen Gnade nicht nur Einzelne, sondern auch ganze Häuser, ganze Familien, die Er aus Sünde und Welt gerettet und für Sich geheiligt hat, als Stätten des Lichts und der Liebe hin. Sie sollen sein „wie eine Stadt auf dem Berge“, deren Strahlen der Gnade und Wahrheit, der Reinheit und Heiligkeit wärmend und einladend hinausleuchten zur Gewinnung und Rettung anderer! Sind unsere Häuser, unsere Familien solch ein „reiner Ort“, solch eineStadt auf dem Berge“? Geht Kraft und Segen von uns aus auf die Menschen?

 

 

 

 

Die Engel und ihre Tätigkeit

 

Hebr.2,5: „Denn nicht Engeln hat er unterworfen den zukünftigen Erdkreis, von welchem wir re­den.“

 

Heute wollen wir etwas aus dem Auftrag, etwas aus der Tätigkeit der Engel hören. Zu­gleich soll das hier Vorgebrachte zur Abwendung mystischer Auslegungen beitragen. Denn gerade die Engel sind in unseren heutigen Tagen ein Anlass, dass sich die Gläubigen versteifen. Die Gläubigen lieben es, mit Engeln Begegnungen zu haben. Sie lieben es, in irgend einer Weise Erscheinungen zu haben, und wissen aber nicht, dass in heuti­gen Tagen dies von der Ursache her mit der Finsternis im Zusammenhang steht. Ein Bru­der sagte kürzlich, dass er Jesus-Erscheinungen in Engelform hatte. Das aber ist Finsternis. Die Gläubigen verlassen sich auf diese Dinge; dabei sind sie doch Betro­gene.

 

Zuerst müssen wir im Auge halten, dass dieser Brief an die Hebräer geschrieben ist. Deren Geschichte, die Geschichte Israels, war mit dem Dienst der Engel engst durch­drungen. Die Engeloffenbarungen gehören also in die Zeit Israels und nicht in die Zeit der Gemeinde. Deshalb nehmen auch die Engeloffenbarungen in der Gemeindezeit zu Beginn schon rasant ab. So lesen wir und hören wir dann so gut wie nichts mehr, was durch die Engel geschehen sollte, abgesehen von der Apostelgeschichte. Auch hat­ten sie durch ihre Mitwirkung das Gesetz empfangen, wie es die Bibel sagt, und des­sen sie sich so sehr rühmten, dass sie mit Engel Begegnungen hatten. Apg.7,53 sagt: „…die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht beobachtet habt.“ Schon damals war für die Israeliten der Gottesbeweis die Engelbegegnung. Für die damalige Zeit hatte es eine echte Begründung, nicht aber heute.

 

Denn diese Engel, die im Dienste Gottes stehen und im Gehorsam gefunden werden, dür­fen sich nach dem Befehl Gottes nicht mehr offenbaren. Heute steht das Reden Jesu bevor, und nicht der Engel. Das lesen wir auch in Hebr.1,1 am Ende: „...hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne.“

 

Aber nun, nachdem die Hebräer an den Herrn Jesus Christus gläubig geworden sind, standen sie in weitaus besserer und weitaus köstlicherer Beziehung zu Gott. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob wir durch Engel oder durch Christus Gott nahe ge­bracht werden. Wer durch Christus Gott nahe gebracht ist, der kann mit frohem Herzen auf Engel verzichten. Und überhaupt dann, wenn wir erkennen wer die Engel wirklich sind, dass sie geschaffene Wesen Gottes darstellen, die wir letztlich auch sind. So­bald wir uns aber mit diesen himmlischen Geistwesen beschäftigen, wovon Gottes Wort Zeugnis gibt, mit diesen Gewaltigen an Macht, mit diesen Gewaltigen an Stärke, dann schauen wir ein Vergleichsbild an. Das waren noch nicht einmal Engel, da sagen die Israeliten, dass wir uns in unseren Augen wie Heuschrecken vorkommen. 4.M.13,33 berichtet davon; es waren die Enaks: „Auch haben wir dort die Riesen gesehen, die Kinder Enaks, von den Riesen; und wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch in ihren Augen.“ Sie sagen da, dass sie sich wie Heuschrecken vorkommen. Welch ein Unterschied zwischen einem Enak und einer Heuschrecke Kräfteverhältnis. Aber noch weit, weit grösser ist die Nacht der Engel zu uns.

 

Wenn wir uns mit diesen Gewaltigen beschäftigen, erfasst uns ein wenig Ehrfurcht und ein wenig Staunen. Dann verspüren wir zugleich, dass wir uns einem geheimnisvollen Gebiet zuwenden, wodurch wir sofort und gleichzeitig auch ein wenig verunsichert sind. Die Gläubigen heutiger Tage sind recht unterschiedlich gelagert. Die Liebe zu den Engeln ist meist weit grösser als zu den erretteten Kindern Gottes. Weshalb? Es ist einfach ein Gebiet des Unerforschlichen für uns. Wenn wir die Dinge des Wortes Gottes aufnehmen, sind die Engel doch nicht so unerforschlich wie wir meinen. Wür­den wir für heute abend drei Quartiere brauchen, nachdem alles schon gut besetzt ist und es würde gesagt, dass noch drei Schwestern sind die auch noch unterkommen müssen, dann ist eine Weile Verzögerung und Kampf in den Herzen der Einzelnen. Wür­den wir drei Engel vorstellen, dann würden alle Arme hochflitzen, um sie aufzuneh­men. Warum eigentlich? Es liegt darin begründet, was hier gesagt wird. Bei alledem kann uns allein das Licht der Heiligen Schrift eine notwendige Leuchte sein. Aus andern Quellen können wir diese Dinge nicht erschliessen, wie gerade durch die Mit­teilungen des Wortes Gottes.

 

Ueber viele bestehende offenkundige Fragen aus dem Worte Gottes zur Engeiwelt schweigt einfach die Schrift. Die Bibel gibt uns nur begrenzt Mitteilung über die Engel. Auf die Fragen „warum“, könnten wir nur antworten: Der grosse Gott im Himmel lässt uns gewisse Dinge hier im Fleische nicht sehen. Deshalb, damit wir aus Glau­ben wandeln können. Darin haben wir unsere Rechtfertigung. Durch den Glauben haben wir auch die Lohnesverbundenheit, die uns im Neuen Testament so klar dargelegt ist. Das Wort Gottes berichtet eigentlich gar nicht viel über ihre Erschaffung aus der Vorzeit ausser in Ps.33,6: „Durch Jahwes Wort sind die Himmel gemacht, und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes.“ Dennoch werden diese Engel in die Erschaffung mit einbezogen und darin auch erwähnt, Wenn die Schrift von der Schöpfung aller Din­ge redet, indem sie die unsichtbare Welt, die Fürstentümer und die Gewalten mitnennt und dabei sagt, dass alles durch ihn und für ihn geschaffen ist.

 

Dem Textwort nach hier in Hebr.2,5 hat Gott nicht den zukünftigen Erdkreis den En­geln unterworfen. Da tut sich für uns eine ganz wichtige Frage auf: Was ist der zu­künftige Erdkreis? Was meint hier Gottes Wort mit dem zukünftigen Erdkreis, der nicht den Engeln unterworfen ist? Soll hier an dieser Stelle die neue Erde gemeint sein, die in 2.Petr.3,13 angesprochen ist? „Wir erwarten aber, nach seiner Verheis­sung, neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“ Nein! Als dieser Ausspruch hier in Hebr.2,5 geschah, da war ganz genau Anfang der Gnadenzeit. Da war Urgemeindezeit und noch gar nicht so sehr lange. Da waren etwa gut vier Jahr­zehnte vergangen. Das was an Golgathas Kreuz geschah, in allen Offenbarungen Gottes seiner Liebe und Gnade, das war zukünftiger Erdkreis. Das war die Zeitepoche, in welcher nicht mehr die Engel zu reden hatten, sondern der Herr Jesus selbst, der Sohn. Er ist unterworfen des Sohnes Rede und nicht den Engeln, sondern Christus soll Herr sein damals zu Beginn vor den den Gläubigen, also zukünftige Erdkreis. Daher heisst es in Hebr.2,2: „Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Uebertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing...“. Damals war Gesetzeszeit und bei Uebertretung wurde gerechte Vergeltung empfangen.

 

In V.3 kommt die nächste Haushaltung: „…wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so grosse Errettung vernachlässigen? welche den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen hat und uns von denen bestätigt worden ist, die es gehört: haben.“ Den Verkündigungsanfang hatte man durch den Herrn Jesus empfangen. Daher redet der Schreiber des Briefes hier nun in V.5 von der Gerechtigkeit Christi, die grösser als die Engel ist. Als Gott damals die sichtbare Erde einstmals schuf, da war die Engelwelt bereits vorhanden. Denn nach Hiob 38,4-7 jauchzten die Söhne Gottes vor Freude über die mannigfaltige Weisheit Gottes: Wo warst du, als ich die Erde gründe­te? Tue es kund, wenn du Einsicht besitzest! Wer hat ihre Masse bestimmt, wenn du es weisst? oder wer hat über sie die Messschnur gezogen? In was wurden ihre Grundfesten eingesenkt? oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander ju­belten und alle Söhne Gottes jauchzten?“ Wenn im AT von Söhnen Gottes geredet wird, wie zum Beispiel in 1.M.6,2+4 oder Hiob 1,6 usw., sind dies immer Engel und nicht Menschen:

 

- „...da sahen die Söhne Gottes, dass die Töchter der Menschen schön waren…“.

 

- „In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als die Söhne Gottes zu den Töchter der Menschen eingingen…“.

 

- „Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor Jahwe zu stel­len…“.

 

Die ersten Söhne sind nicht immer erbberechtigt. Auch wenn diese Engel vor uns Erstgeburtsleben erfuhren, wie auch die Engel als Söhne Gottes kein Erbteil haben. Ge­nau wie der erste Sohn Abrahams, welcher Ismael hiess, auch kein Erbteil besitzen durfte. Und wie auch der erstgeborene Esau auch das Erbteil nicht besitzen konnte, weil Gott es dem Nächsten zugerechnet hatte. So haben die Engel von jeher gewusst, dass hier ein erster Platz in des Himmels Herrlichkeit frei wird. Aber Gott hat sich nicht mit ihnen beschäftigt, weil sie in einer völlig andern Beziehung Dienst zu tun haben. Gott hat sie nicht für das Erbteil bestimmt und geschaffen. Wie froh können wir sein, dass alle die dem Herrn Jesus Christus gehören, nach 1.Petr.1,4 schon jetzt ihr Erbteil haben: „...zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch…“. Darum wollen wir allezeit so beten und bitten: Herr Jesus komme bald!

 

Als von uns redet das Wort als von Menschensöhnen. Ps.45,2 sagt: „Du bist schöner als die Menschensöhne…“. Nie spricht es von uns als von Engelsöhnen. Engel un­terscheiden sich wesenhaft von den Menschen. Denn Engel sind niemals, oder den En­gel ist nie der Auftrag zuteil geworden „seid fruchtbar und mehret euch“ (1.M.1,28). Dies ist zu uns geredet; es sei die irdische oder himmlische Welt. Ueber die Engel spricht der Herr, dass sie nicht heiraten noch verheiratet werden: „Die aber würdig geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet; denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind“ (Lk.20,35+36). Das hat Gott nur solchen erlaubt, die die Möglichkeit der Gottesgemeinschafts-Fähigkeit besitzen und nicht andern. Diese Gemeinschaftsfähigkeit, zur Familie Gottes zu gehören, besitzen die Engel nicht, aber wir. Die Fruchtbarkeit in den Menschen ist schöpferisch einmalig hineingelegt worden von Gott.

 

Während Gott nur ein einziges Menschenpaar schuf und dieses zur Vermehrung und zur Bevölkerung der Erde bestimmte, wurde die Engelwelt in Myriaden von Anzahl seitens Gottes geschaffen. Auch nicht ein einziger Engel wurde durch Fruchtbarkeit vermehrt. Diese sind in Gottes Ebenbildlichkeit geschaffen worden. Die Engel existieren durch Schöpferallmacht und nicht infolge von Vermehrung wie wir. Zwar gibt es eine Geistvermehrung bei den Engeln. Das aber geschieht entgegen dem Willen Gottes durch Spal­tung derselben. Aber neue Geister als solche werden jedoch dabei nicht in das Leben gerufen.

 

Jeder einzelne Engel ist also von Gott direkt erschaffen. Sie vermehren und vermin­dern sich nicht und zwar als Persönlichkeit. Auch sterben sie nicht in der uns be­kannten Weise durch Alter, Krankheit oder Unfall. Was aber ihre Eigenschaft, die sie besitzen, angeht, so ist ihre Macht für unsere Begriffe unfassbar. Die Zahl ihrer Menge ist im Worte Gottes des Urtextes mit Myriaden angegeben. Wie viel das ist, kann man nicht sagen. Es ist der Ausdruck für die Unzahl des 10`000-fachen multi­pliziert, und das nach ihren Arten. Da wissen wir immer noch nicht, wie gross die Zahl ist.

 

Ihr Einzelauftritt im Objekt kann, wie das NT sagt, Legion sein. Vielleicht sogar noch Legionen. Das sind im Einzelfall als Legion 3000-4000 in der Zahl. Von ihrer Macht und ihrer Herrlichkeit zeugen viele Fälle im AT und im NT. Ein einziger dieser Engel, damit wir uns eine Vorstellung machen, schlug 185`000 Mann der Assyrer im Handumdrehen nach 2.Kön.19,35: „Und es geschah in selbiger Nacht, da ging ein En­gel Jahwes aus und schlug in dem Lager der Assyrer 185`000 Mann. Und als man des Morgens früh aufstand, siehe da, da waren sie allesamt Leichname.“ Die Bibel sagt nicht, dass dieser Engel ausser Atem gekommen wäre. Welch eine Macht hat Gott in einen einzigen solcher Engel hineingelegt.

 

Was will Gott eigentlich, der doch der Allmächtige ist, mit der Macht solcher Geistwesen in Unzahl? Auf solche Fragen bekommen wir in der letzten Konsequenz keine Antwort. Damit begnügen wir uns auch. Sogar die Macht des Herrn bei seiner zweiten Wiederkunft, die zum Gericht, bringt das Wort Gottes in Verbindung mit den Lichtengeln. Wenn er vom Himmel kommen wird, da heisst es: „…und euch, die ihr be­drängt werdet, Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht ge­horchen...“ (2.Thes.1,7.8).

 

Man kann hier nicht sehr viel sagen. Auf eines ist hinzuweisen: Gerichtsengel hat es früher nicht gegeben. Warum? Weil kein Gerichtsengel notwendig war. Es war Frie­de im Himmel. Seitdem es eine Himmelsrebellion im Himmel gab, der mit dem Herabwurf des Führers geleitet wird, seit dieser Zeit gibt es Gerichtsengel. Seitdem hat er die Ausübung seiner Macht seinem Sohn übertragen, bis der letzte Feind zum Schemel seiner Füsse gelegt ist. „Bis“, das zeigt immer einen kommenden Zeitpunkt an in der Prophetie. Dann werden die Gerichtsengel gleich unserem Herrn, der seine Macht wieder an Gott zurückgibt, d.h. der Sohn ist seit der Himmeisrebellion ausgerüstet und seit­her gehört die Einrichtung der Engel dazu mit Kriegskraft. 1.Kor.15,28 sagt dazu: „Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem un­terworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott alles in allem sei.“ Diese Gerichtsengel werden uns durch Johannes in der Offenbarung in Sonderheit ge­zeigt. Wenn der Erzfeind, d.h. der letzte Feind, zum Schemel seiner Füsse gelegt sein wird, dann werden auch diese Engel mit diesen sondervollen Mächten gleich unserem Herrn Jesus Christus diese Macht an Gott zurückgeben. Dann ist ihr Auftrag erfüllt.

 

In 2.Thes.2,7-8 zeigt Gott praktisch seine Herrlichkeit der Macht im Glanze der Gerechtigkeit des Gerichts: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirk­sam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist, und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft…“. Es ist ein bedauerlicher Vorgang, dass unter den Gläubigen Lehren wie die der Allversöhnung kursieren, die Gottt nur von einer Seite kennen oder erkennen. Es ist eine stark beschnittene Sichtweite. Es ist eine Einschränkung des Horizontes geistlicher Prä­gung. Gott offenbart sich nicht nur aus der Perspektive der Liebe, sondern auch aus dem Bild des Gerichts und das lässt seine Seite der Gerechtigkeit wiederspiegeln. Diese Seite kann niemals auf Kosten seiner Liebe abgewertet werden oder umgekehrt. Gott hat viele Seiten, und wir sind nicht in der Lage, die Mannigfaltigkeit seiner ge­waltigen Seiten überhaupt zu erfassen. Gott teilt sich in seinem Wort uns Menschen nur insofern mit, soweit wir dies notwendig haben um

 

1. errettet zu werden

 

2. in Christus zu wandeln.

 

Dafür reicht sie aus. In Letzterem ist natürlich das Eindringen in sein göttliches Wort notwendig, dass wir ein Heiligungsleben führen in einer zuchtvollen Art vor dem Herrn, damit Gott uns durch die Offenbarung seines Wortes segnen kann.

 

Bei dieser Wiederkunft Jesu zum Gericht, wird er den Menschen der Unversöhnlichkeit nach Dan.9 den Garaus machen. Dann gilt ihm die ganze Herrlichkeit des Vaters und seiner heiligen Engel. Der Herr Jesus wird also dort in der Herrlichkeit des Va­ters und der Engel kommen. Warum der Engel? Warum kommt er in der Herrlichkeit seiner Engel? Diese wiederspiegeln einen Teil der Herrlichkeit Gottes. Darin offenbart sich Gott in seiner Herrlichkeit. Er wird in dieser Herrlichkeit kommen. Kein Wunder, dass angesichts der vielen Macht sich jedes Knie beugen muss und alle Feinde zum Schemel seiner Füsse gelegt werden.

 

Auch da sind es wieder die Engel, welche der Herr aussendet und dies in seinem Rei­che. Hier haben wir den Wechsel, wo der Herr sagt, dass sein Reich nicht von der Welt ist. „Von seinem Reiche“, das ist das Reich des Vaters, wo der Sohn nach diesem Gericht herrschen wird. Diese Engel werden aus seinem Reiche alle Aergernisse zusammenlesen und die das Gesetzlose tun und die Engel werden sie in den Feuerofen wer­fen. Da wird das Weinen und Zähneknirschen sein. Mt.13,41.42: „Der Sohn des Men­schen wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reiche alle Aergernisse zusammenlesen und die das Gesetzlose tun; und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen.“ Das ist der Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu zum Gericht. Es wird der Tag sein, an welchem der Sohn des Menschen je­den vor den Engeln bekennen wird, die ihn vor Menschen bekannt haben. Dies sehen wir in Mk.8,38: „Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen En­geln.“ Wir sehen den Triumph der Erretteten, das Zeugnis des Bekenntnisses.

 

In der Erwähnung des Herrn als den Erstgeborenen aller Schöpfung werden dabei auch unsichtbare Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten genannt. Dies in Kol.1,16 und Eph.1,21: „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“ – „...über jedes. Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen.“ Das sind Engel. Das sind Engel, egal ob es Herrschaften, Fürsten­tümer, Gewaltige sind. Sie haben ganz bestimmte Familien, aus denen sie stammen. Es sind Engelfamilien. Im Himmel wird jede Familie benannt. Die Engel haben wieder ge­sonderte, abgespaltene Aufträge von den andern. Sie sind sehr unterschiedlich. Genau so soll die Gemeinde etwas wiederstrahlen von den himmlischen Dingen und diese Engel finden wir also hier bei dieser Aufzählung in ihren recht unterschiedlichen Rangstellung.

 

Zwei dieser höchsten Engel nennt die Bibel mit Namen. Die Bibel nennt nur zwei mit Namen und das ist Gabriel und Michael, während auf der abgefallenen Seite der einsti­ge Lichtengel und gewordene Satan uns genannt wird. Das Kräfteverhältnis ist hier sehr interessant. Zwei vom Licht und einer von der Finsternis entspricht ganz genau dem 1/3 der gefallenen gegenüber der 2/3 der Lichtengel beim Herrn.

 

Gabriel: Das sind immerhin höchste Majestäten, die Gott schöpferisch in das Leben gerufen hat. Gabriel heisst “Mann Gottes“. Dieser Gabriel redet das Wort des Herrn als von dem, der vor dem Herrn steht. Er zeigt in seiner Funktion mehr das Priestertum und den Priesterdienst zugehörend. Denn er bewegt sich inwendig im Tempel. Botschaft und Nachrichten aus dem Heiligtum den Menschen überbringend, als himmlischer Evangelist betätigt sich dieser Gabriel und bringt die Botschaft dem Zacharias zur Geburt des Johannes des Täufers, den Wegbereiter Jesu. Später der Maria die Geburt des Herrn. Beides finden wir in Lk.1,19+26: „Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen… Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt von Galiläa, mit Namen Nazareth, zu einer Jungfrau.“

 

Michael: Ueber Michael redet das Wort Gottes völlig anders, und zwar von dem, der den Kampf gegen alle führt, die wider Gott auftreten. Wo dieser auftritt, da ist was los. Sein Name heisst wörtlich übersetzt „wer ist wie Gott“. Hier wird seine Macht gezeigt. Während wir in dem Gabriel den Dienst vor dem Herrn erkennen, sehen wir in Michael mehr den Aussendienstmann, also den Königlichen und nicht den Priesterlichen. Sein Name „wer ist wie Gott“, das ist der oberste Kämpfer für Gott. Im AT streitet er für das Volk Israel. Wir lesen das in Dan.10,13 unter anderem: „Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen; und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich trug daselbst den Sieg davon bei den Königen von Persien.“

 

Aber er führt auch, wie uns die Bibel mitteilt, den Streit um den Leib Moses, wie wir es in Jud.9 migeteilt bekommen haben: „Michael aber, der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses, wagte nicht ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“ Es ist eine Feinheit, die uns im AT nicht mitgeteilt worden ist. Der Heilige Geist ergänzt es und teilt es uns durch Judas, einen der kleinen Briefe, kurzum noch mit, damit wir es wissen sollen. Das ist eine grosse Liebe und Gnade Gottes. In Offb.12 wird die­ser Michael letztmals namentlich genannt und zugleich auch von ihm berichtet, wie er und seine Engel gegen den Drachen und dessen Engel kämpfen. Wir finden ihn dann auch in Offb.20 noch unbenannt. Er ist der Gegenspieler Satans und hat die Stellung einge­nommen, die einstmals der gesalbte Cherub hatte. Der Sieg auf der Seite Michaels ist gewaltig. Die Bibel teilt es mit und hier beginnt ein Abschnitt des Gerichts und zu­gleich auch der gewaltige Triumph des Herrn über alle seine Feinde.

 

Vieles berichtet das Wort über das Dienen und der Auftrag der Engel. Unter ihrem Jubelschall vollzog sich einst die Gründung der Erde. Sie waren es und sahen, wie der Herr den Menschen aus der Erde herausbildete. Sie sahen und waren Zeugen und durf­ten nicht eingreifen, wie die Schlange die ganze Schöpfung verdarb. Sie hatten im­mer wieder zu Gott geblickt, wann der Befehl komme, ehe es zu spät ist. In ihrer Stärke mussten sie schweigen. Später, da sahen sie, wie Gott den Weg zum Baum des Lebens durch die Flamme des kreisenden Schwertes versperrte. Anschliessend waren die Engel Zeugen davon, wie Gott sich plötzlich in Barmherzigkeit zu den gefallenen Menschen herabliess. Das war etwas, was ihnen völlig neu war. Gott suchte damals schon, gleich nach dem Sündenfall, wieder Gemeinschaft mit den Wesen, die ganz in Sünde und im Tode waren. Dabei hatten auch diese Engel, Auftrag und Dienst und Bot­schaften an Abraham, an Isaak, an Jakob und viele andere auszurichten. Dann sahen sie die Untreue, den Ungehorsam und den Unglauben des Volkes Israel, der ihn sehr schmerzte.

 

Vor bald 2000 Jahren verstanden sie Gottes Wege überhaupt nicht mehr. Sie kamen nicht mehr mit. Der Radius ihrer Weisheit war an Grenzen gesetzt. Sie erkannten ihre Gren­zen. Da offenbarte sich Gott im Fleische in Christo Jesu. Das war zuviel für sie. Da kam auch ihre Weisheit, ihre Ausrüstung Gottes nicht mehr mit. Sie schauten ein­ander an und keiner hatte eine Erklärung vom Kleinsten bis zum Grössten. Keiner hat­te dafür auch nur ein Wort. Da schauten sie einen Menschen auf dieser Erde wandeln, der nicht aus dem Samen des gefallenen Menschen, sondern vom Heiligen Geist gezeugt war. Auf i h m ruhte des Vaters ganzes Wohlgefallen. Sie sahen es; sie erlebten es. Dann sahen sie, wie dieser, der da in Geradheit wandelte, von den Menschen verwor­fen wurde, wie er getötet wurde und wie er auferstand. Sie hatten plötzlich über all diesem Fragenkomplex nicht verarbeiteter gesehener und geschehener Dinge in ihrem Herzen eine Begierde. In 1.Petr.1,12 teilt es uns die Bibel mit: „…welchen es geoffenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedien­ten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, welche euch das Evangelium ge­predigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist, in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren.“ Die Engel begehrten in die Geheimnisse Gottes hineinzuschauen. Bis heute ist das ein Begehren geblieben. Das was wir, die wir errettet sind, durch den Geist Gottes empfangen haben, ist etwas, was uns mit der Liebe des Herrn verbindet. Das können die Engel nicht erklären, weil es gegen die Grundsätze Gottes gerichtet ist. Nicht gegen die Grundsätze aus der Perspektive Gottes, sondern aus dem Erlebten der Vergangenheit der Engel.

 

Insbesondere sehen sie die Geheimnisse der Vorgänge in der Gemeinde, weil diese Ge­meinde sein Leib ist. Eines der grossen, gewaltigen Geheimnisse ist die Liebe Gottes zu uns, obgleich wir noch mit Sünde verbunden sind, weil sie nicht allwissend sind. Ihre Wissenheit ist irgendwo von Gott her bestimmt in Grenzen gehalten. Gerade in der Gemeinde soll ihnen die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kund getan werden, wie wir es in Eph.3,10 lesen: „…auf dass jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Oertern durch die Versammlung kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes, nach dem ewigen Vorsatz.“ Genau darum blicken diese Engel auf uns.

 

Um dieser Engel willen sollen die Frauen mit bedecktem Haupte in der Gemeinde be­ten. 1.Kor.11,10 sagt: „Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupte haben, um der Engel willen.“ Die Frauen bezeugen mit dieser Bedeckung eine Macht über sich. Was damals im Garten Eden durch Eva geschah, war die Verleugnung einer solchen Macht. Dadurch auch die Anfälligkeit durch die Schlange. Denn die Verleugnung ihrer Macht war, dass Eva Zeugnis gibt: „Gott hat zu uns gesagt, wenn wir davon essen wür­den, sollten wir sterben.“ Das bezeugt Eva noch; aber sie verleugnet die Oberhoheit Gottes und greift dennoch zur Frucht. Das heisst: In der Ordnung der Gemeinde, durch welche die Engel Belehrung empfangen, d.h. wenn eine Gemeinde in biblischer Ordnung gefunden wird, sollen die Engel gottgewollt Unterweisung, Belehrung empfangen. Gott sagt es ihnen nicht so. Er zeigt ihnen das Geheimnis der Gemeinde. Lernet davon. Damit wisset und erkennt ihr auch den Weg Gottes seiner Liebe mit den gefallenen Menschen.

 

Die Engel sind es, die ganz regen Anteil am Heilsweg Gottes am Menschen nehmen. Die Bibel teilt damit, dass Freude bei ihnen sei, wenn ein Sünder Busse tut (Lk.15,10). Wir haben, wenn wir demütige Herzen besitzen, eine Ausrüstung, diese Gewaltigen in Bewegung zu bringen, wenn wir Busse tun. Damit sehen wir, welche Machtzusammenhänge von hier hinein bis in des Himmels Herrlichkeit reichen. Denken wir an die Engel, die Gott seine Diener als Täter seines Wortes und Wohlgefallens nennt: „Preiset Jah­we, ihr seine Engel, ihr Gewaltigen an Kraft, Täter seines Wortes, gehorsam der Stimme seines Wortes! Preiset Jahwe, alle seine Heerscharen, ihr seine Diener, Täter seines Wohlgefallens!“ (Ps.103,20.21). Da können wir nur staunen. Was mag es be­deutet haben, als das Evangelium der Gnade diese Engel nicht mehr im Vordergrund liess? Mit welch einer Achtung standen sie Engeln gegenüber, dass sogar das geistli­che Vorbild für uns, Johannes, schwach wurde und vor ihm niederfiel, um den Engel anzubeten. Stellen wir uns das vor! Johannes, was machst du da?! Wir hätten da nichts anderes getan. Johannes war erfüllt von der Fülle Gottes, dass er nur Anbetungsgedanken hatte. Petrus fiel auch gleich vor den Engeln nieder.

 

Viele denken, dass die neutestamentlichen, diese damals gläubigen Juden, um den Reichtum des grossen Dienstes der Engel gekommen waren. Das Gegenteil war der Fall. Der Apostel zeigt ihnen, dass sie nichts eingebüsst haben. Er fragt: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen“ (Hebr.1,14)? So wie sie einst dem Herrn in ihrer Niedrigkeit dienten, so dienen sie jetzt denen, die der Herr sich in seinem Blute so teuer erworben hat. Das ist die Gemeinde mit all ihrer Unvollkommenheit, Schwachheit und Sünden. Nachdem das Reden des Sohnes da ist, müssen die Engel uns gegenüber schweigen, weil wir sein Leib sind. Schon heute haben sie nicht die Würdigkeit, uns zu belehren. So sagt auch der Apostel Paulus, dass wir den Heiligen Geist haben und nicht anderswo notwendig haben, dass wir belehrt werden. Auch treten sie öffentlich ganz zurück, weil unsere Haushaltung der Gnade dies erfordert. Die Engel stehen im Verhältnis des Gehorsams vor Gott. Wir aber besitzen die Gnade seiner Liebe. Darum müssen sie heute noch zu­rückstehen. Aber sie werden wieder reden. Das ist der nächste Zeitablauf des Gerichts der unmittelbar vor der Tür steht.

 

Werner Bergmann am 18.6.1983